Antwort von Gerold Siller auf den Offenen Brief zum Hofburggartenprojekt

Offener Brief zum Beitrag in den Dolomiten „Ärger über Unterschriftenaktion“ v.11,/12.08.2018

Sehr geehrter Herr Siller,

Ihnen als Brixner Gemeinderat und SVP-Sprecher ist zu danken, dass Sie jedem interessierten Bürger das Heller-Projekt bis ins Detail vorstellen möchten. Das wird allerdings nur für 5 Fragenkomplexe nötig sein, die erklärungsbedürftig sind:

(Punkte, siehe unten)

Wir interessierten Bürger erwarten hierfür schlüssige Antworten.
Auch wir erwarten von einer fachgerecht historisch geprägten Gestaltung des Hofburggartens Ruhe und Erholung ohne Eintrittskosten für die Brixner Bürger und deren Gäste. Das alles ist mit dem Entwurf Hellers für einen Eventgarten für Touristen nicht gegeben.

Mit freundlichen Grüßen Prof. Andreas Gottlieb Hempel

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Antwort von Gerold Siller auf den Offenen Brief zum Hofburggartenprojekt von Herrn Professor Andreas Gottlieb Hempel, Sprecher der Initiativgruppe

Sehr geehrter Herr Professor Andreas Gottlieb Hempel,

Schade, dass sie es neuerlich vorziehen, den Dialog über die Medien zu führen, anstatt im direkten persönlichen Gespräch die Positionen besser zu verstehen und einen Kompromiss zu suchen. Auch wenn Sie das persönliche Gespräch scheuen, will ich Ihre Fragen trotzdem gerne beantworten.

1) Warum soll der Hofburggarten künftig kein für alle Bürger und Gäste öffentlich zugänglicher Park sein? Warum sieht das Heller-Projekt trotz Eintritt noch eine Beschränkung der Besucherzahl vor? Welche Besucher werden dann bevorzugt eingelassen, die zahlenden Gäste oder die Brixner Bürger mir dem „erschwinglichen“ Jahresticket?

Der Hofburggarten wird ein Park werden, der für alle Bürgerinnen und Bürger von Brixen und deren Gäste zugänglich ist. Wir wollen aber nicht, dass der Brixner Hofburggarten endet wie der Bozner Bahnhofspark. Angesichts der Größe des Hofburggartens und seines historischen Wertes ist deshalb eine Zugangskontrolle unabdingbar.

Da der Hofburggarten in das Konzept der Brixner Sommerkarte mitaufgenommen wird, kann er von den Einheimischen das ganze Jahr super günstig besucht werden während die Gäste einen normalen Eintrittspreis zahlen müssen. Auf diese Weise stellen wir sicher, dass die auswertigen Gäste einen finanziellen Beitrag zur Pflege des Gartens leisten.

Bei ihrem Ansatz besuchen die auswärtigen Gäste den Hofburggarten gratis während die Brixnerinnen und Brixner mit Ihren Steuergeldern alleine für die Pflegekosten aufkommen müssen.  Das wollen wir nicht.

Das beschlossene Hofburggartenprojekt sieht keine grundsätzliche Besucherbeschränkung vor. Angesichts der Größe des Gartens von 2,5 Hektar ist eine Besucherbeschränkung völlig an den Haaren herbei gezogen. Andre Heller hat nur klargestellt, dass es für ihn essentiell ist, dass dieser Garten ein Ruhepool wird und eben kein Eventgarten wie sie es in Ihrer Kampagne andauernd suggerieren und Herrn Heller unterstellen. Die Einheimischen werden garantiert nicht benachteiligt werden.

2) Warum gibt es für den Vorschlag Heller bisher keinen überprüfbaren Kostenvoranschlag? Wie kann ein verantwortungsvoll handelnder Gemeinderat sich einstimmig für ein Projekt entscheiden, dessen Kosten ungewiss sind? Widerspricht es nicht allen gesetzlichen Vorgaben, ein Projekt in der vermutlichen Kostenhöhe von 10 Mio. Euro ohne Alternativen ein einen bestimmten Planer zu vergeben?

Es gibt einen klaren Kostenrahmen, der auch öffentlich kommuniziert wurde. Das Land wird 80% davon übernehmen.  Die Rechtsgrundlage für die Zusammenarbeit mit Südtiroler Landesregierung, Diözese und Andre Heller ist klar. Ihre Zweifel sind für uns dementsprechend nicht nachvollziehbar. Die Gemeindeverwaltung wird sich auch im weiteren Verlauf strickt an die gesetzlichen Vorgaben halten.

Dementsprechend hat auch der Gemeinderat sach- und ordnungsgemäß entschieden. Schade, dass Sie bei den entsprechenden öffentlichen Sitzungen nicht dabei waren und sich davon nicht selber überzeugen konnten.

3) Wie erklären sie, dass gut informierte Kunsthistoriker, die Südtiroler Denkmalpflege und erfahrene Garten- und Landschaftsplaner vor dem unhistorischen Eingriff Hellers in den Hofgarten warnen? Warum kann der Brixner Gemeinderat die Entscheidung für den Vorschlag Heller nach den vorliegenden Bedenken nicht nochmals überdenken? Gelten die Meinungen von bisher 3.500 Unterzeichnern gegen das Projekt nichts? Wie sieht so politische Transparenz aus?

Wie bei jedem Projekt gibt es Befürworter und Gegner, Unterstützer und Bedenkenträger,… und das ist aus unserer Sicht gut so, denn niemand weiß allein, was richtig und wichtig ist. Dementsprechend hat sich die Gemeindeführung um eine Einbindung aller Interessensvertreter in die Anbahnung der Zusammenarbeit mit André Heller bemüht.

Auch André Heller hat bei der Ausarbeitung seines Konzepts intensive Diskussionen mit diesen Interessensvertretern geführt und deren Inputs aufgenommen.

Damit erklärt sich aus meiner Sicht auch der große Zuspruch den das Hofburggartenkonzept bei der großen Mehrheit der Interessensvertreter, beim Bürgerabend im Forum und im Gemeinderat erfahren hat.

In diesem Zusammenhang sollten sie der Brixner Bevölkerung endlich deutlich sagen wie sie den von ihnen propagierten Stadtpark konkret gestalten möchten, wenn sie gleichzeitig beim Denkmalschutz keine Kompromisse machen wollen. Wollen sie wieder zum reinen Obstbaumgarten zurück? 

Im weiteren Verlauf der Umsetzung wird der Gemeinderat und die Interessensvertreter wie bisher eng eingebunden. Ihre Initiativgruppe kann sich hier auch gerne konstruktiv einbringen. Dabei können auch die gesammelten Unterschriften und deren Beweggründe einfließen.

4) Hat sich der Brixner Gemeinderat bei seiner Entscheidung Gedanken über die infrastrukturellen  Probleme gemacht, die ein Hofburggarten als „Touristenattraktion“ verursacht? Wo sollen Bushaltestellen und Besucherparkplätze in fußläufiger Entfernung zum Eingang der Hofburg entstehen? Wie sollen die Anwohner vor den zu erwartenden Verkehrs-Immissionen geschützt werden? Sind Abendöffnungen vorgesehen (nächtlicher Lärm)?

Der Hofburggarten soll ein Brixner Park zum Wohlfühlen werden mit historischen und zeitgemäßen Elementen und nicht – wie Sie ständig suggerieren – in erster Linie eine Touristenattraktion.

Sowohl die Gemeindevertreter als auch André Heller haben mehrfach versichert, dass der Hofburggarten ein Ruhepool und Ort der Muse werden soll, getragen von natürlicher und künstlerischer Schönheit. Dementsprechend wird die Detailplanung gestaltet.

Freilich wird der Garten nicht nur für Brixnerinnen und Brixner, sondern auch für die Gäste von Brixen offen stehen, die durch ihre Eintrittsgelder einen wesentlichen Beitrag zur Finanzierung der Pflegekosten leisten.

Im Bereich Mobilität setzt die Gemeinde Brixen bereits seit Jahren auf den Öffentlichen Nahverkehr und ist Vorreiter beim Citybusnetz in Südtirol. Auch für den Besuch des Hofburggartens setzen wir deshalb primär auf diese umweltfreundlichen Verkehrsmittel. Einheimische und Gäste, die mit dem Auto unsere Stadt besuchen, können ab dem nächstem Jahr von der Umfahrung über den Mittelanschluss direkt in das Parkhaus fahren.

Von dort können sie zu Fuß in wenigen Minuten durch die verkehrsfreie Kreuzgasse und in die in Hinkunft verkehrsberuhigte Regensburger Allee die Altstadt erreichen. Um den Durchzugsverkehr zu reduzieren, haben wir uns zudem stark um die rasche Realisierung der Südspange bemüht und konnten erreichen, dass diese in den Finanzierungsplan des Landes für die nächsten zwei Jahre aufgenommen wurde. Dementsprechend sind für die Anwohner keine zusätzlichen Belastungen zu erwarten.

Auch für den Abend gilt, dass der Garten ein Ort der Ruhe werden und bleiben soll. Damit sind kontrollierte abendliche Öffnungen nicht ausgeschlossen. Aber diese werden zu keinen zusätzlichen Ruhestörungen für die Anrainer führen.

5) Aus welcher Erfahrung erklären Sie die Brixner Bürger für Vandalen, die mit ihrem öffentlichen Park Hofburggarten nicht pfleglich umgehen könnten? Kennen Sie die Beispiele öffentlicher Parks in anderen Städten nicht (Hofgarten München, Jardin du Luxembourg Paris, City Parks London u.a.), die zum Teil auch nachts geschlossen werden? Was könnte denn den Vandalismus im vom Heller gestalteten Park  vor allem an den geplanten Kunstobjekten verhindern?

Ihre Behauptung, dass ich die Brixner Bürger zu Vandalen erklärt habe, ist falsch und gehässig.

Tatsache ist jedoch, dass wir auch in unserer beschaulichen Kleinstadt trotz großer Bemühungen von Seiten der Gemeinde Probleme mit Vandalismus haben, bei dem sowohl öffentliches als auch privates Eigentum beschädigt wird. Dementsprechend haben wir dies auch in unseren Überlegungen zum Hofburggarten berücksichtigt.

Ich kenne die von Ihnen genannten Parks und ich finde sie wunderschön. Aber Brixen ist eine Kleinstadt in den Bergen und keine Millionenstadt wie London, Paris oder München. Dementsprechend lassen  wir uns von Gärten anderer Städte inspirieren, aber können die dortigen Konzepte nicht eins zu eins kopieren.  Auf jeden Fall haben wir in Brixen sicher nicht weniger Grünflächen und Naherholungsgebiete wie die genannten Städte. Dabei ist daran zu erinnern, dass am Prielgelände in Kürze eine weitere Grünfläche hinzukommt.

Damit hoffe ich auf alle Ihre Fragen geantwortet zu haben. Für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung. Sie erreichen mich übrigens nicht nur über die Medien, sondern auch persönlich! J

Mit freundlichen Grüßen

Gerold Siller

SVP-Fraktionssprecher im Brixner Gemeinderat

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