Claudia Plaikner im Bürgerforum

Die Landesobfrau vom Heimatpflegeverband Südtirol Dr. Claudia Plaikner hielt am 27.03.2019 im Forum ein Kurzreferat zum Hofburggarten Brixen in drei Punkten. 

Liebe Mitglieder der Initiativgruppe für einen Offenen Hofburggarten | Gentili membri dell`iniziativa per il futuro del Giardino Vescovile, geehrte Versammlung, gentili Signore e Signori!

Dr. Claudia Plaikner
Zur Audioaufnahme bitte auf das Bild klicken.

Vorab bedanke ich mich für die Einladung durch die Initiativgruppe, heute hier einige Überlegungen aus der Perspektive der Heimatpflege zur Zukunft des Hofburggartens in die öffentliche Diskussion einbringen zu dürfen. | Ringrazio l`iniziativa per l´occasione di potere esporre stasera la visuale della Heimatpflege per quanto riguarda il futuro del giardino vescovile e di questo ensemble d´eccezione.

Ich möchte auf drei Punkte eingehen: auf die denkmalpflegerische Sicht, auf die Verbindung Hofburg-Hofburggarten und auf die Verwandlung des Hofburggartens in einen Volksgarten. Den Schwerpunkt lege ich auf den denkmalpflegerischen Aspekt.

Der Hofburggarten aus der Sicht der Denkmalpflege

Jede Diskussion über die Zukunft des Hofburggartens muss meiner Ansicht nach in erster Linie unter dem Aspekt von dessen Geschichte und im vorhandenen kulturell-spirituellen Kontext geführt werden.

Der Hofburggarten in Brixen bildet zusammen mit der bischöflichen Residenz und dem Herrengarten ein kunsthistorisch einzigartiges Ensemble. Es ist der älteste nachweisbare Obstbaumgarten Europas, seine Errichtung geht auf das 13. Jahrhundert zurück: 1256 wird zum ersten Mal ein Pomarium südlich der Hofburg genannt; ab 1576 wird der Ziergarten oder Herrengarten mit Brunnen, Orangerie, Fischteich, Voliere und Sommerhaus angelegt. 1596 sind die Umfassungsmauer und die beiden Ecktürme des Baumgartens bezeugt, die um 1815 zum Chinesischen und Japanischen Turm umgestaltet wurden. Bis 1964 war die Hofburg Sitz der Fürstbischöfe.

Aus diesem Grund geht es mir in erster Linie hier darum, den zwar häufig zitierten, aber doch auch immer wieder von anderen Diskussionsschichten und handgreiflichen wirtschaftlichen Interessen überlagerten Anspruch zu betonen, dass auch nach dessen Umgestaltung, der Hofburggarten als historisch-botanisches Denkmal erkennbar bleiben muss.

In primo luogo ritengo che il futuro del Giardino Vescovile si debba sviluppare tenendo conto del suo passato, insieme alla corte e al Herrengarten come monumento straordinario dal punto di vista storico-religioso-artistico e botanico. Il Pomarium storico risalente al 1200 ne è parte essenziale e dovrebbe rimanere a mio avviso parte essenziale – direi preponderante – del progetto.

Eine wesentliche Rolle kommt also in diesem Projekt der Denkmalpflege zu. Wie man kürzlich in der Tagespresse lesen konnte, entwickelt die Gemeinde das Konzept von Andrè Heller mit dem Amt für Bau- und Kunstdenkmäler weiter und – es heißt – sie habe hierbei ein positives Vorgutachten von diesem Amt erhalten. Laut meinen bei besagtem Amt eingeholten Informationen müsse man dieses positive Vorgutachten vor einem erweiterten Hintergrund sehen: Der Hofburggarten sei Teil des Hofburgmuseums und dieses brauche, um eine museale Förderung in Anspruch nehmen zu können, ein positives Gutachten von der Denkmalpflege. Die aktuelle Strategie der Denkmalpflege sei demnach die, das Heller-Projekt durch einen intensiven Dialog denkmalgerecht zu machen. Das Amt für Bau- und Kunstdenkmäler unterstreicht, dass der geplante Kunstgarten im Zentrum der Anlage in einem verträglichen Verhältnis mit dem Pomarium stehen müsse, ca. die Hälfte des Gartens müsse das Pomarium einnehmen und dessen Bepflanzung auf historische Vorlagen zurückgreifen. Die zusätzlichen geplanten architektonischen Beigaben müssten auf ein Minimum – im Prinzip auf einen kleinen Restaurationsbetrieb – reduziert werden. Das Amt sei mit seinem Dialog noch lange nicht am Ende und das Kunstprojekt müsse insgesamt denkmalpflegerisch verträglich sein – so die Aussagen des Amtes für Bau- und Kunstdenkmäler.

Meinerseits bleiben hier aber trotzdem noch starke Bedenken, ob sich denn im Falle einer definitiven Beauftragung für Andrè Heller der Garten in seiner historischen Einmaligkeit schützen lässt und nicht einer unerträglichen Eventisierung mit all den unangenehmen Begleiterscheinungen wie Menschenaufläufen, Touristenströme, Unruhe, Verkehr etc. zum Opfer fällt und damit die Würde und Ausstrahlung dieses Ortes – auch die der Hofburg – stark in Mitleidenschaft gezogen wird.

Nonostante l`impegno da parte dell´ufficio per la tutela dei beni artistici di rimanere in dialogo con le parti interessate al progetto Heller, rimango scettica che si possa tenere conto in modo adeguato del contesto storico della corte e del giardino vescovile in quanto credo che sarà molto difficile evitare l`eventizzazione del Giardino vescovile nel momento in cui il progetto Heller andrà in porto.

Bei allem Respekt vor dem Künstler Andrè Heller erscheint mir der Hofburggarten nicht der geeignete Platz für dessen „energetische Räume“: Für Hellers Entfaltungen bräuchte es meiner Meinung nach einen historisch möglichst wenig besetzten Kontext, eine bislang unberührte und vielleicht aufzuwertende Fläche, wo sich sein Ideenreichtum frei entfalten könnte – das trifft beim Hofburggarten nicht zu!

Die Verbindung Hofburg – Hofburggarten

Zum zweiten Punkt : Es ist durchaus sinnvoll, zwischen Hofburggarten und dem Museum in der Hofburg eine inhaltliche-künstlerische Verbindung herzustellen. Aber gerade auch hier erscheint es mir sehr wichtig, dass nicht die Hofburg zum reinen und wortwörtlichen „Durchlaufposten“ des Hofburggartens wird. Dies wird vermieden, indem das Museum seine eigene Linie beibehält, indem der künstlerische Dialog – auch mit den heutigen Künstlern – mit dem Drinnen und Draußen zu einer echten und gleichwertigen Beziehung führt, nicht der eventisierte Garten den historisch-künstlerischen Kontext in die zweite Reihe drängt bzw. wunderweltartig umzingelt.

È sicuramente sensato trovare una simbiosi culturale -storico-artistica tra il museo nella corte vescovile con i suoi ambienti favolosi e oggetti artistici di grande importanza e il giardino vescovile. Ma l`uno non deve sottomettersi all`altro – un`eventuale futuro dialogo artistico dovrebbe svolgersi liberamente fra le due parti, confrontandosi e rispettandosi a vicenda.

Die Verwandlung des Hofburggartens in einen Volksgarten

Als Drittes erscheint es mir ein mehr als legitimer Wunsch vieler Bürgerinnen und Bürger, vieler Brixnerinnen und Brixner, dass der Hofgarten zum frei zugänglichen, offenen Volksgarten werde, in dem man Ruhe, Entspannung, aber auch Anregung und sozialen Austausch zwischen dem Grün, den Blumen und Obstbäumen finden kann. Eine Oase der Ruhe sollte es werden, heute wichtiger denn je – eigentlich das schönste Geschenk, das die Besitzerin, die Kurie, der Bischofsstadt und seinen Bewohnern und Besuchern machen könnte. Diesen einmaligen Ort den Tourismustreibenden zu überlassen, die vornehmlich die Vermarktung im Visier haben, ist sicherlich keine anzustrebende Alternative.

Il futuro del giardino vescovile deve consistere nell`apertura ai cittadini e ospiti di Bressanone, nel libero accesso di chi cerca in questo luogo svago, pace, tranquillità e l´incontro sociale; consegnarlo ai manager del turismo e con ciò alla commercializzazione non è certo una scelta da desiderare e prendere.

Eine Anmerkung

Ein Letztes – eine Bemerkung zur Finanzierung: Das Heller-Projekt soll von 8 Mio. aufwärts zu stehen kommen; das Gewinnerprojekt des Wettbewerbes von 2012 (europaweit ausgeschrieben und mit internationaler Jury) , das sich gut in eine nachhaltige Entwicklung Brixens einfügt, würde gut die Hälfte weniger kosten. Und noch eine Zahl: der heurige Landeshaushalt weist ein Budget von 5, 1 Milliarden Euro auf; das Budget der Denkmalpflege soll heuer um sage und schreibe 46 %, also um 3 Millionen gekürzt werden. Ist es angesichts solcher Besorgnis erregender Kürzungen vertretbar und sinnvoll, das Prestige-Projekt von Heller zu 80% mit unseren Steuermitteln zu unterstützen und gleichzeitig die vielen historisch gewachsenen Kleinode unserer Kulturlandschaft zu vernachlässigen?

Danke für Ihre Aufmerksamkeit! | Grazie per l ´attenzione!

Dr. Claudia Plaikner
Heimatpflegeverband Südtirol

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