Leserbriefe nicht erwünscht

Leserbriefe an den »brixner« die dem Herausgeber, in seiner Rolle als SVP-Ortsobmann, nicht passen und darum vor den Wahlen nicht abgedruckt werden.

Lieber Chefredakteur Vontavon, werter SVP-Ortsobmann,

erlauben Sie eine Bemerkung zur dezenten Wortwahl in Ihrem jüngsten Editorial, wonach unsere Gruppe für einen Offenen Hofburggarten ihre Erfüllung darin gefunden hätte, der Stadtregierung und Herrn Bürgermeister mit unseren Aktivitäten „ans Bein zu pinkeln“. Wir dürfen daran erinnern, dass BM Brunner weder unser „Herr“ ist, noch wir seine Dackel, die an seinen Hosenbeinen die Notdurft verrichten. In einer Demokratie haben Bürgerinnen und Bürger das Recht, ihre Überzeugung zu äußern, auch dann, wenn im Falle des HBG Gemeinderat, Bürgermeister, Land und Kurie andere Optionen vertreten, sekundiert von den meisten Medien. Auch sind wir entfernt davon, die Erfolge von BM Brunner zu leugnen, umso mehr aber muss Kritik erlaubt sein.

Unser Eintreten für ein anderes, klar umrissenes Nutzungskonzept des HBG ist sachlich begründet und trifft den Nerv vieler Brixnerinnen, die sich von der Mehrheit im Gemeinderat in dieser Frage in keiner Weise vertreten fühlen. Unsere Gruppe ist auch nicht die Fünfte Kolonne oder Fankurve der Grünen Bürgerliste, da sich bei uns Personen verschiedenster Couleur wieder finden. Und wollte ich die Gemeinderatswahl beeinflussen, wäre ich selbst angetreten, so aber vertrete ich mit den Mitstreitenden nur unsere Überzeugung in Sachen HBG. Auch sind wir nicht allein: Kritik hat neben namhaften Experten des In- und Auslands auch der Vorgänger von BM Brunner geäußert, zudem stellt sich die Architektenkammer dem Vorgehen der Gemeinde mit einem Rekurs entgegen.

Ich bitte also um ein wenig Haltung und Stil, sonst müssten wir Sie an den bekannten Spruch erinnern: „Mit vollen Hosen ist gut stinken“.

Beste Grüße

Hans Heiss Brixen, 7. 8. 2020

 

Kein guter Stil im Vorfeld der Gemeindewahlen

Es war zu erwarten, dass sich Willy Vontavons Leitartikel der aktuellen Nummer des Brixner auf die Gemeinderatswahlen im September beziehen würde. Dass er seinen Leser/innen die derzeitige Stadtregierung als alternativlos anpreist, war ebenso zu erwarten. Sein demokratisches Verständnis ist offenbar nicht so ausgeprägt, dass er den Bürger/innen die Beurteilung selbst überlassen könnte. Regierungskritische Stimmen gegen einzelne Entscheidungen der gewählten Mandatare als „pinkelnde“ Störenfriede abzuwerten, ist indes kein guter Stil. Dazu werden diesen Stimmen unlautere Motive unterstellt, wie etwa der Grünen Bürgerliste, die angeblich aus Angst vor „Liebesentzug“ ihrer Anhänger handelt oder dem Team K, das den Grünen die „Themenhoheit“ streitig machen will. Unterschlagen hat Vontavon seinen Leser/innen leider den Rekurs der Architektenkammer gegen die Vergabe des Projekts an A. Heller ohne einen internationalen öffentlichen Wettbewerb. Eine nicht unwesentliche Information, die die oben genannten Urteile zum Teil relativieren würde! Mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit von Investitionen in Krisenzeiten offenbart Vontavon, dass er bei der Untermauerung seiner Thesen nicht gerade zimperlich vorgeht. Den 1946 verstorbenen Ökonomen Keynes zu zitieren, um die Investitionen in den Heller-Garten zu rechtfertigen, ist wenig überzeugend, ging es Keynes doch immer um Produktivität und wirtschaftliches Wachstum, wenn nötig mit Unterstützung eines starken Staates. Zu Lebzeiten Keynes spielten Probleme der natürlichen Umwelt noch keine Rolle, während sich in unserer Zeit die einseitige Fixierung auf wirtschaftliches Wachstum und Produktivität als große Bedrohung herausgestellt hat, und zwar nicht nur für die natürliche Umwelt (Stichwort Klimawandel) sondern ganz besonders auch für den sozialen Frieden (Stichwort Migration und globale Armut). Ein letztes: Warum haben Brunner und Co. nicht längst in das Projekt des Südtiroler Architekturbüros „freilich“ „investiert“ und lassen stattdessen 1,2 Mio. Euro nach Wien fließen?

Barbara Fuchs

07.08.2020

Zur Vertiefung die Fakten:

  1. Das Editorial des Juli-Brixners 2020 Nr. 366
  2. Kritik der Experten im offenen Brief.
  3. Albert Pürgstaller im Bürgerforum
  4. Rekurs der Architektenkammer gegen die Gemeinde Brixen zum Beschluss Nr. 172:Rai, Rai Video, Südtirol-News
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments

Verwandte Beiträge

Beginne damit, deinen Suchbegriff oben einzugeben und drücke Enter für die Suche. Drücke ESC, um abzubrechen.

Zurück nach oben