Das doppelte Vergnügen zum halben Preis

Für einen Offenen Hofburggarten: Eine große Zahl von Bürgerinnen und Bürger äußert sich kritisch gegen Heller-Projekt;
Gemeinde bleibt hart.


Selten gab es im Forum Brixen eine Bürgerversammlung mit so intensiver Diskussion wie am gestrigen Abend, zu der die „Initiative für einen Offenen Hofburggarten“ geladen hatte. Unsere Initiative stellte dabei ein eigenständig entwickeltes Projekt zur Gestaltung und Führung des Gartens mit Kostenvoranschlag und Deckungsmodell vor, während die Gemeinde Brixen den Schleier über ihren bis dahin sorgsam gehüteten Plänen zum Heller-Projekt ein wenig lüftete.
Zwei Expertinnen und ein Experte (Anni Schwarz, Leiterin der Stadtgärten Meran, Claudia Plaikner, Obfrau des Heimatpflegeverbands Südtirol und Johann Kiem, Vertreter von De Pace Fidei) gaben dabei allgemeine Richtwerte und Einschätzungen vor: so zum Öffentlichen Grün und seiner Pflege in Meran, zu den Werten von Solidarität und Gemeinwohl in der kirchlichen Moral sowie zur Position von Landschafts- und Denkmalpflege.

Mit Spannung wartete das mit ca. 400 Personen besetzte Auditorium auf die Vorstellung des Projekts für einen Offenen Hofburggarten. Die Erwartungen wurden nicht enttäuscht, da wir klare Grundlinien unserer „Initiative“ vorstellen und auch visuell veranschaulichen konnten: Ein offener, frei zugänglicher Hofburggarten mit Zugang von allen Seiten, ganztägige und ganzjährige Öffnung, zumal am Morgen und Abend, Gestaltung in Anlehnung an den historischen Obstgarten und das 2015 verabschiedete Projekt, zudem vielfältige Vegetation mit Freiflächen und Kunstwerken. Geschätzte Kosten: ca. 3,8 Mio. €, deren Finanzierung mit der Hälfte des für den „Heller-Garten“ zugesagten Landesbeitrags (ca. 6-8 Mio. €) mühelos möglich wäre. Die Führungskosten beziffern wir mit ca. 150.000 € Jahr. Das Ganze unter der Devise: „Das doppelte Vergnügen zum halben Preis“.

Die Gemeinde begründete in der Person von Bürgermeister Peter Brunner nochmals ihre Entscheidung für den Vorschlag Heller: Das Ergebnis des Wettbewerbs 2013-2015 habe die neue Gemeindespitze und -mehrheit nicht überzeugt, sehr wohl hingegen die Vorstellung des Multi-Media-Künstlers
A. Heller im Sommer/Herbst 2017. So habe der Gemeinderat im Dezember 2017 ohne Gegenstimme für das Projekt gestimmt, das einen intensiv gestalteten Garten mit Eintritt vorsehe. Nun seien konstruktive Ge-spräche mit der Abt. Denkmalpflege über die Realisierung des H-Pro-jekts in Gang, ein Finanzierungsansuchen beim Land werde vorbereitet. Bis Mai 2019 seien eine weitere Befassung des Gemeinderates wie eine öffentliche Projekt-Präsentation absehbar; die Dialogbereitschaft der Gemeinde stets vorhanden.
Die anschließende Diskussion mit vielen Wortmeldungen konzentrierte sich auf folgende Themen:

  • Den begrenzten Stellenwert des öffentlichen Grüns in Brixen und dessen notwendigen Schutz und Nutzwert für die Bürgerschaft;
  • Die Sorge über die wachsende Kommerzialisierung und Übernutzung des Brixner Stadtkerns;
  • Die Gründe für die breite Zustimmung im Gemeinderat, die Frage der Höhe und Transparenz der Kosten für das Projekt Heller; die Frage der rechtlichen Begründung der Auftragsvergabe.

Starken Eindruck hinterließ die Wortmeldung des bis 2015 amtierenden Bürgermeisters Albert Pürgstaller, der sich unter sorgsamer Abwägung beider Projekte entschieden für eine sanftere Lösung mit geringeren Kosten, höherem Nutzen und Lebensqualität für die Bürgerschaft aussprach.
Obwohl sich Bürgermeister und politische Mehrheit im Gemeinderat unbeeindruckt gaben, waren die Stimmung und Entschlossenheit eines großen Teils des Auditoriums eindeutig. Ein wachsender Teil der Bürgerschaft wünscht einen Offenen Hofburggarten, dessen wichtigste Attraktion darin besteht, der Lebensqualität der Menschen in Brixen, aber auch ihrer Gäste zu dienen. Diesen Wünschen sehen wir uns verpflichtet; als ein Auftrag, dem wir weiterhin nachkommen wollen.

 

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Barbara Fuchs
Barbara Fuchs
4 Jahre zuvor

Den Argumenten der Initiativgruppe und dem Willen einer großen Mehrheit der Bevölkerung können sich die Verantwortlichen der Gemeinde und der Landesregierung nicht verschließen, außer mit Präpotenz.

Clara Kerschbaumer Barbieri
Clara Kerschbaumer Barbieri
4 Jahre zuvor

Zitat von M. Gandhi:
Politiker hüllen die Wahrheit oft trickreich in mysteriöse Schleier
und sie kümmern sich um das Flüchtige und Unwichtige
statt um das, was bleibt und wichtig ist.

Aus: Wut ist ein Geschenk, Arun Gandhi – Das Vermächtnis meines Großvaters –

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